Glauben Sie nicht allen Kommentaren!

09.03.2004    Wer sich im Vorfeld eines allfälligen Besuchs des Films "The Passion of the Christ" durch Pressekommentare informieren möchte, sollte durchaus auf der Hut sein. Es gibt Kommentare und Kommentare! Da kehre ich doch am heutigen Abend aus München von einem privaten Preview des Gibson-Films in die Schweiz zurück. Kaum zur Ruhe gekommen und noch ganz unter dem Eindruck der starken Bilder dieses Films stehend, die zu den bemerkenswertesten zählen, die je auf eine Leinwand geworfen wurden, lese ich gewohnheitsmässig die neusten online-Kommentare über den Film. Und so stosse ich als erstes auf einen Bericht aus der heutigen Ausgabe des deutschen Blattes "die tageszeitung". Was mir gleich unangenehm auffällt: kein Autor, der für den Bericht verantwortlich zeichnet. Wie ich den ersten Satz lese, erklärt es sich einigermassen warum: "Hierzulande läuft der Film um einen blutigen Fleischklops namens Jesus erst am 18. März an." - Tja, es soll mal Niveau gegeben haben bei der "taz"! Und so geht das im selben Stil weiter: "Aber in den USA und Kanada hat die umstrittene Blutorgie von Hollywoodstar Mel Gibson nach nur zwölf Tagen die Einnahmeschwelle von 200 Millionen Dollar übersprungen. Der Ansturm auf die Kinokassen in den USA und Kanada bescherte dem Kreuzigungsdrama am Wochenende einen Geldsegen von weiteren rund 51 Millionen Dollar. Damit hat der christliche Splatter-Streifen bisher rund 212 Millionen Dollar (rund 172 Millionen Euro) eingespielt: Das ist rund das Siebenfache der Produktionskosten, die Mel Gibson "Die Passion Christi" aus eigener Tasche vorgeschossen hatte." - Endlich wird klar, worauf der ungenannte Autor hinaus wollte: Hat der ungeliebte Gibson doch unglaubliche Millionen gescheffelt, und das passt dem Schreibling von der "taz" ganz und gar nicht. Früher hatte ich mal als journalistische Anstandsregel gelernt: Zuerst die Meldung, dann der Kommentar! Der Anonymus der "taz" macht es genau andersrum. Er wird den Film kaum gesehen und in seiner Not neuste Agenturmeldungen mit ein paar handgeschnitzten Rülpsern verquirlt haben. Da ich den Film inzwischen eigenäugig gesehen habe, können mir Einschätzungen solcher Un-art nichts mehr anhaben. Traurig nur, dass sich eine Menge sonst durchaus gescheiter Leute anhand dieser Kommentare ihre Meinung 'bilden'. -  Das gesamte "unterm strich" Erschienene findet sich unter  http://www.taz.de/pt/2004/03/09/a0206.nf/text.ges,1

Ist Gibsons Bibelfilm zu brutal?

06.03.2004   Diese Frage beschäftigte ein Korrespondent des Hamburger Abendblatts, Tino Lange - ein aufgeklärter "Heide", wie er sich selbst bezeichnete -, vor dem Besuch des Films "The Passion". Glaubt er den negativen Kritiken, dann erwartet ihn ein zweistündiges blutrünstiges und mutmasslich antisemitisches Machwerk im Breitwandformat, gedreht für den Kommerz. Lange kommt zu einem anderen Schluss. Geisselung und Kreuzigung Christi würden zwar drastisch dargestellt, überschritten aber, anders als etwa in "Der Soldat James Ryan" oder "Kill Bill 1", keine neue Gewaltschwelle im Blockbuster-Kino. Gewalt gehöre in Gibsons Film zum Wirken und Leben Christi ebenso dazu wie Rückblenden auf Abendmahl und Bergpredigt, Gewalt sei Teil seiner Geschichte. Sein Fazit: Ein Kinoerlebnis, das tief bewegt, neben Gewalt auch viel Liebe zeigt.
Mehr unter  http://www.abendblatt.de/daten/2004/03/06/270422.html

Jesus-Film ab 16

06.03.2004   Der Jesus-Film von Mel Gibson wird in Deutschland ab 16 Jahren freigegeben. Auch für die Schweiz wird voraussichtlich dieselbe Altersgrenze gelten. Für jüngere Jugendliche sei der Film "Die Passion Christi" wegen seiner Gewaltdarstellungen nicht zumutbar, so die "Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft" in Wiesbaden. In Grossbritannien müssen die Zuschauer sogar mindestens 18, in den USA 17 Jahre alt sein. Unterdessen hat Vatikan-Erzbischof John Foley den Gibson-Film gegen Kritik verteidigt. Wenn man von "übermässiger Gewalt" spreche, könne man auch sagen, dass an Jesus übermässige Gewalt verübt worden sei, so der Präsident des Päpstlichen Medienrates auf Anfrage. (kna)

Die Leidensgeschichte eines Superstars

05.03.2004   Die Filmkritikerin Marlene von Arx interviewte Mel Gibson: Er stehe im Kreuzfeuer der Kritik wie kaum ein Hollywood-Star vor ihm. Dabei wollte er einfach einen Evangelien-Film ohne «schlechte Perücken» machen und wieder zur Basis des Glaubens zurück. Denn Politik, Geld, Habgier, Egoismus in den religiösen Institutionen würden vernebeln, worum es eigentlich wirklich gehe: nämlich um Glaube, Hoffnung, Liebe und Vergebung. Auf die Frage, was er denn an den religiösen Institutionen am meisten beanstande, erklärte Gibson, es seien die vielen Widersprüche, z.B. Priester, die ihre unschuldige Herde missbrauchen, und die Bischöfe, die das gedeckt hätten. Oder das Beispiel Georgetown University, wo Stammzellenforschung mit abgetriebenen Föten gemacht werde - an einer katholischen Universität. Gibson erklärt auch, dass er seinen Widersachern den Wind aus den Segeln nehmen wollte, die diesen Film zu einem Film der Schuldzuschiebung machen wollten. Deshalb habe er die berühmte Zeile trotzdem herausgenommen, dass Jesu Blut einen Fluch über alle Juden bringen solle. Die Päpste hätten Rassismus und Antisemitismus wiederholt verurteilt. Aber er könne verstehen, dass man Angst vor Missverständnissen haben könne. Und diese legitime Angst habe er berücksichtigt. Auf die Gewalt angesprochen erklärte Gibson, dass am Anfang des Films klar festgehalten werde: was passieren wird, sei vorbestimmt - im Einverständnis mit dem Leidtragenden. Es sei ein göttlicher Plan. Dieses Opfer mache alle zu mitschuldigen Brüdern. Das viele Blut sei daher notwendig. Letztlich sei es auch das Blut, das ihn im Innersten berührte - wie weit jemand gehe aus Liebe und um sich für die Sünden aller zu läutern. Er müsse den Zuschauer an den Rand - aber hoffentlich nicht aus dem Kino - treiben. Er halte seine Hand dabei; mit der Art, wie er die Szenen gedreht habe, und mit der Musik, damit das Lyrische nicht verloren gehe. Aber der Film sei sicher nicht einfach zum Ansehen und soll es auch nicht sein. Er wisse nicht, was die Zukunft bringe. Wenn das mit diesem Film vorüber sei, werde er irgendwohin verschwinden, wo ihn niemand finden könne, er werde sein Zelt gleich neben den Massenvernichtungswaffen aufschlagen. Mehr unter  http://www.azonline.ch/externdata/azarchiv/sz_archiv.html